31 Okt Rezensionen Stück 02: „Ensample“ überzeugt mit Ausdrucksstärke

Herne. Das „Stück Null Zwei“ in war in der Realschule Crange zu Gast. Trotz enger Romanvorlage schaffte das Tanztheater „Ensample“ eine eigene Dynamik.

Es ist ganz sicher ein sehr ambitioniertes Unterfangen, den Inhalt eines literarischen Werkes in einem tänzerischen Bühnenstück ergreifend zu erzählen. Vor allem dann, wenn es sich um ein sehr umstrittenes, weil schwieriges Werk handelt. Doch Choreographin Kama Frankl ist mit ihrem „Stück Null Zwei“ dank der Ausdrucksstärke ihres „Ensamples“ genau das gelungen. Frei nach Janne Tellers Roman „Nichts: Was im Leben wichtig ist“, inszenierte das Ensample in der ausverkauften Aula der Realschule Crange eine packende Geschichte.
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Stimme des Zweifelns

Die jungen Männer und Frauen stehen zu Beginn auf der minimalistisch gehaltenen Bühne auf ihren Stühlen. Ein Mädchen schreibt auf den Overhead-Projektor: „Er verließ die Schule. Wir anderen blieben. Aus uns soll ja noch etwas werden.“

Mit diesen Worten nimmt die Geschichte ihren erschreckenden Lauf. Eine Stimme aus dem Hintergrund spricht während des Stücks immer wieder zur Gruppe. Die Stimme des Zweiflers, der sich zwar nicht zeigt, der aber nicht Müde wird zu betonen, dass nichts im Leben eine Bedeutung hat. Die Gruppe versucht der Stimme aus dem „Off“ zu beweisen, dass es wertvolle Dinge im Leben gibt. Doch ganz wie in der Buchvorlage Tellers schaffen die jungen Menschen es nicht, ihn zum Schweigen zu bringen.

Im Tanz gelingt es der Crew auf mitreißende Weise durch ihre Bewegungen dem Publikum anschaulich zu machen, wie schwer es ihr fällt, einen Teil von sich aufzugeben. Die Gruppe bröckelt nach und nach- und im Kampf mit sich selbst und den anderen. Dabei entledigt sich jeder der Mitglieder – nach und nach – eines wertvollen Kleidungsstückes: Die Symbolik für einen bedeutsamen Teil ihres Lebens. Die Verluste werden grausamer, und die Schauspieler und Tänzer des Ensamples schaffen es im immer rasanter werdenden Tempo auf der Bühne den Schmerz dieser Verluste berührend zu vermitteln.
Blutende Füße am Ende des Stückes

Anhand der Vorlage von Janne Tellers Roman aus dem Jahr 2010 ist es Kama Frankl und ihrem großartigen Ensample-Team gelungen, eine eigene Dynamik sowie eine eigene Ebene in das „Stück Null Zwei“ einzuarbeiten. Wie sehr der Tanz in dieser Arbeit dominiert, bewiesen nicht zuletzt die blutenden Füße der Ensample-Crew. Dafür gab es am Ende umso glücklichere Gesichter und viel Applaus.

Jimena

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